09: Interview mit der russischen Journalistin Irina Shikman

Die russische Journalistin Irina Shikman wurde von ihrem Heimatland zur „ausländischen Agentin“ erklärt und kann in Russland nicht frei arbeiten. Aus dem Exil produziert sie aufwändig recherchierte YouTube-Videos, die Putins Propaganda entlarven und eine andere Perspektive erlauben als die russischen Staatsmedien.

Ihr jüngstes Projekt behandelt die Frage, wie Deutschland seine Verantwortung für Nationalsozialismus, Zweiten Weltkrieg und Holocaust aufgearbeitet hat – von staatlicher Seite, aber auch im privaten. Dafür haben Irina und ihr Team Gespräche in ganz Deutschland geführt. Auch in Tübingen mit mir über mein Buch über meine Großeltern.

In Irinas Video schwingt oft auch die Frage mit: Wie wird Russland, wie werden russische Familien mit der Schuld umgehen, die das Land gegenwärtig in der Ukraine auf sich lädt? Wie verhält sich die russische Gesellschaft in der Diktatur, in der sie gerade lebt? Die sie duldet? Bekämpft? Oder aktiv unterstützt?

Ein wichtiger Beitrag, und es ist mir eine Ehre, dass ich gefragt wurde, ob ich daran mitwirken möchte. Und auch von meinen eigenen Erfahrungen in Russland und mit unserer russischen Gastfamilie in Tübingens Partnerstadt Petrosavodsk berichten konnte. Ich bin überzeugt: Russlands Angriffkrieg kann nicht nur durch den mutigen ukrainischen Abwehrkampf, westliche Sanktionen und auch Waffenlieferungen beendet werden, sondern – und vor allem! – indem Putins Regime von innen heraus gestürzt wird – so unwahrscheinlich das vielleicht gerade auch erscheinen mag.

Umso wichtiger sind Beiträge wie der von Irina Shikman. Umso wichtiger ist, den Glauben nicht zu verlieren, dass eine friedliche Koexistenz mit Russland möglich ist. Umso wichtiger die Hoffnung, dass die russische Bevölkerung eines Tages ihre Dämonen überwinden kann (auch wenn wir selbst das seinerzeit von innen heraus nicht geschafft haben…)

Gleichzeitig ist es für uns in Deutschland umso wichtiger, zu verhindern, dass wir uns erneut in eine falsche Richtung entwickeln – antidemokratische und autoritäre Strömungen gibt’s leider auch hierzulande mehr als genug. Sorgen wir dafür, dass sie nicht Oberhand gewinnen!!

Nunca pasarán 💪 Nie wieder ist jetzt!

Veröffentlicht von Moritz Pfeiffer

Radsport, Geschichte und Zukunft - das sind meine Themen.

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